Der Gotthard-Basistunnel ist bereits seit Wochen für den Personenverkehr gesperrt, jetzt wurde auch der Straßentunnel unbefahrbar. Auf einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen wurde ein Riss in der Decke entdeckt.
Der Gotthard-Straßentunnel in der Schweiz ist vorerst gesperrt. In der Tunneldecke war zuvor ein Riss auf einer Länge von 25 Metern entdeckt worden. Beim nördlichen Portal hatten sich zudem Betonteile gelöst und waren auf die Fahrbahn gefallen.
“Der Verkehr wird grossräumig über die San-Bernardino-Route (A 13) sowie über die Gotthardpassstrasse umgeleitet”, teilt das Bundesamt für Straßen (Astra) mit. Das dürfte die Fahrt um rund eine Stunde verlängern. Schwerverkehr, der in Giornico und Ripshausen auf eine Weiterfahrt wartet, werde demnach zurückgehalten. Wie lange genau die Sperrung anhält, ist unklar. Das Astra teilte im Tagesverlauf mit, es gehe davon aus, dass der Straßentunnel noch in dieser Woche wieder für den Verkehr freigegeben werden könne.
Sollte die Gotthard-Sperre länger dauern, müssten Autofahrer auch auf nächtliche Sperrungen im San-Bernardino-Tunnel achten, sagte ein ADAC-Sprecher. 17 Mal ist demnach die Route im Oktober wegen Wartungs- und Sanierungsarbeiten jeweils zwischen 22 Uhr und 5 Uhr in beiden Richtungen nicht befahrbar. Der Gotthardpass sei vor allem mit Camping-Anhängern nicht unbedingt als Umleitungsstrecke zu empfehlen.
Betonteile von Decke gestürzt
Die Betonteile waren am Sonntag nahe des Nordportals des knapp 17 Kilometer langen Tunnels von der Decke gestürzt. Eine Autofahrerin berichtete der Zeitung “Blick”, sie habe im Tunnel auf der Fahrt nach Norden einige Kilometer vor dem Ausfahrtportal eine Panne gehabt. Deshalb habe sich der Verkehr hinter ihr gestaut. Es sei Richtung Norden niemand unterwegs gewesen, als die Betonteile abstürzten.
Der 25 Meter lange Riss wurde in der Zwischendecke entdeckt. Oberhalb davon befindet sich die Lüftung, die nur bei intakter Decke funktioniert. Der Tunnel wurde sofort gesperrt. Auf beiden Seiten entstanden kilometerlange Staus. Busse und andere große Gefährte, die sich bereits im Tunnel befanden, mussten rückwärts zur Einfahrt zurückfahren, da sie nicht wenden konnten.
Sanierung des Tunnels bereits lange vorgesehen
Der 1980 eröffnete Gotthardtunnel führt mit je einer Spur in Nord- und in Südrichtung unter dem Gotthardmassiv durch. Täglich sind dort in beiden Richtungen zusammen rund 17.000 Fahrzeuge unterwegs. Der Tunnel ist eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen durch die Schweizer Alpen, auch auf dem Weg von Deutschland nach Italien. Er verbindet die Zentralschweiz mit dem an Italien grenzenden Kanton Tessin.
Seit Langem ist eine Sanierung vorgesehen. Deshalb wird zurzeit an einer zweiten Röhre gebaut. Sie soll aber erst 2029 fertig sein.
Auch Gotthard-Basistunnel noch für Personenverkehr gesperrt
Die Sperrung kommt zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt. Seit der Entgleisung eines Güterzuges am 10. August ist auch der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel von Erstfeld nach Bodio für Personenzüge gesperrt. Dort sollen die Reparaturen nach Angaben der Schweizer Bahnen (SBB) mehrere Monate dauern.
Personenzüge werden derzeit umgeleitet und fahren über mehrere Kehrtunnels bis auf gut 1.000 Meter Höhe, ehe sie 15 Kilometer durch den alten Gotthard-Eisenbahntunnel ins Tessin fahren. Das verlängert auch diese Fahrt um etwa eine Stunde.